Bin ich oder N24 zu doof

  • Guten Tag liebe Leute,
    mit diesem Thread möchte ich gerne die kV Experten unter euch ansprechen,
    undzwar hab ich heute mal wieder Ferngesehen, ein Fehler im Nachhinein, undzwar eine Reportage über die Menschen die an den Hochspannungsleitungen Arbeiten.


    Dort wurde eine Stromleitung mal aus dem Hubschrauber hinaus repariert.
    soweit so gut.
    Im nächsten Moment wurde so eine "Klemme" angebracht, zur "ERDUNG", ich dachte mir, das es seinen Grund haben wird, und als er das Kabel angefasst hat hat er gesagt, in diesem Moment fließen 300kV duch die Klemme, durch den Hubschrauber und durch den Faraday-Anzug.
    Aber wie wir ja schon in der Ersten Klasse gelern haben, nimmt der Strom ja immer den Geringsten Widerstand nimmt, und der Geringste widerstand währe ja in dem Sinne ein kontakt zur Erde.
    Also war diese Szene im Sinne Doppelt falsch, denn da diese Crew ja in einem Helikopter ist, gibt es keine Möglichkeit Kontakt mit dem Boden zu haben und zweitens da der Strom ja den "Einfachsten" Weg nimmt.




    Wer hat jetzt recht, N24 oder ich
    und wieso hat es dann einen Lichtbogen beim Kontakt gegeben ?



    MfG und fröhliches Streiten
    faheus


  • ja, aber wieso gibt es dann auch einen Lichtbogen wenn der Hubschrauber "Abdreht", da müsste sich doch eigentlich das Potenzial im Hubschrauber Halten, und nicht wieder zurück in die "Leitung" Fließen


    Ich glaub, das ist anders.


    Je näher du an der Leitung bist, desto kleiner ist der Potentialunterschied. Spannung ergibt sich ja aus zwei Potentialen, denn U = V1 - V2 (V = Potential). Je weiter er also weg ist, desto größer wird die Spannung, da die Leitung ja ein elektrisches Feld erzeugt. Bei "Worst Case" (eine Sendung mit Bear Grylls, wo Extremsituationen beschrieben werden mit Lösungsansatz :D ) wurde mal gezeigt, dass wenn man gegen einen Strommasten gefahren ist und das Stromkabel auf dem Auto lag. Er meinte, solange man direkten Kontakt hat - aber KEINEN zur Erde - passiert nichts. Möchte man aus dem Auto rausgehen und berüht den Boden, hat man ein Problem. Deshalb sollte man auch wenn überhaupt vom Auto wegspringen, und zwar so weit wie möglich. Außerdem mit anliegenden Beinen aufkommen, denn sind die Beine auseinander, so entsteht ein Potentialunterschied und es liegt wieder Spannung an.


    Ob das aber alles so stimmt, sei dahin gestellt :D

  • Naja das ist immernoch Fachwissen, dh der Großteil der Leute kennt sich da nicht aus. Viel im TV ist bestimmt voller Fehler die wir nicht sehen. Vielleicht regt sich ja in nem Grammatikforum gerade jemand auf, dass eine Präposition falsch gebeugt wurde etc. Da muss man aufpassen, die "Anderen" als dumm darzustellen ^^
    Aber da sich diese Sendungen anschicken, (in dem Fall technisches) Wissen zu vermitteln, sollten sie eigentlich schon drauf achten. Aber N24 ist halt wie Galileo...


    Edit: Aber intressante Frage, das mit dem Hubschrauber. Ich kann mir nur irgendwie vorstellen, dass der Hubschrauber (elektrische ^^) Ladung verliert indem er sie an die Luft abgibt. Der ist ja schon recht kantig. Aber das ist nur eine Theorie, bei Wechselstrom reicht mein Wissen eh net aus 8)


  • Edit: Aber intressante Frage, das mit dem Hubschrauber. Ich kann mir nur irgendwie vorstellen, dass der Hubschrauber (elektrische ^^) Ladung verliert indem er sie an die Luft abgibt. Der ist ja schon recht kantig. Aber das ist nur eine Theorie, bei Wechselstrom reicht mein Wissen eh net aus 8)



    naja, wenn man das ganze auf Wasser überträgt müsste sich ja das Potenzial solange auf einem Level bleiben bis sich ein anderes Potenzial ergibt (erde, oder ein anderer Stromkreislauf)

  • Also Leute: :)


    Das mit dem Potentialausgleich ist schonmal richtig ;) Der Hubschrauber hat ja ein eigenes verschiedenes Potential zur Leitung. Deswegen die Klammer (siehe auch die ESD-Matten bei Elektonik-Basteleien und so ;P) Wenn der losfliegt ist es auch, wie schon gesagt so, dass das System bestrebt alles in Waage zu halten. Ist die Klammer an der Leitung dann wird der Ausgleich darüber erfolgen (geringster Widerstand). Beide Potential, aber zumindest das vom Hubschrauber wird sich stetig ändern m.M. nach. Ist ja nicht weiter schlimm, weil die Klammer ja dran ist. Entfernt sich jetzt der Hubschrauber wird weiter Potentialausgleich betrieben, dann aber eben über die Luft, ist dann in dem Fall der geringste Widerstand. Das ganze so lange bis nicht mehr genügend Energie für den Lichtbogen aufgebracht werden kann.



    Btw. ganz falsch ist das mit den 300kV ja nicht, nur das sie eben nicht durchfließen :P Sondern einfach alles das selbe Potential hat. Im TV fließt Spannung fast immer ;)


    MfG


    Apollo


    PS: ich hoffe ich hab oben keinen Mist geschrieben, wenn doch dann haut mir auf die Finger ;)

  • Servus!


    Jaja, die Reportagen und deren Genauigkeit... Mir drehts auch immer wieder den Magen um, wenn ich hoere das diese oder jene Solaranlage soundsoviel Kilowatt pro Tag erzeugt... *uargs*


    Wegen dem Hubschrauber: Ich hab jetzt nicht 100%ig verstanden worauf Du hinaus willst.
    Stom fliesst jedenfalls nur, wenn eine Potentialdifferenz herrscht. Der Hubschrauber (Oder ein Vogel der sich ausruhen will) haben ja nun keinen Kontakt zum Erdpotential, koennen also die Hochspannungsleitung problemlos beruehren. dabei werden sie selbst auf das gleiche Potential gesetzt wie die Leitung. Soweit alles kein Problem.


    Nun hat aber der Hubschrauber (mehr als der Vogel) eine gewisse Kapazitaet, wird also beim ersten Kontakt (Und auch spaeter, da Wechselspannung, oder nicht?) aufgeladen (bzw. umgeladen), daher der lichtbogen beim An- (und abklemmen) der Verbindung.


    Die Aussage es "fliessen" 300kV durch den Hubschrauber ist jedenfalls quatsch. Der Hubschrauber liegt halt auf einem Potential von 300kV gegenueber der Erde...


    Korrigiert mich falls das jetzt ungenau war :)


    Viele Gruesse
    Andre

    Im nächsten Moment wurde so eine "Klemme" angebracht, zur "ERDUNG", ich dachte mir, das es seinen Grund haben wird, und als er das Kabel angefasst hat hat er gesagt, in diesem Moment fließen 300kV duch die Klemme, durch den Hubschrauber und durch den Faraday-Anzug.

  • HeHe...


    nachdem in dem Thread alle schreiben die keine Ahnung haben melde ich mich hier auch mal.... ;)


    AFAIK arbeiten die ja an Sannungsführenden Leitungen, deshalb ja mit Heli, um das erstem mal nen Potentialausgleich zu machen brauchs die Klemme
    sonst muss immer der arme Techniker den Lichtbogen begrüssen.
    Während der Arbeit erzeugt der Rotor nen haufen statischer Elektizität die halt auch nicht vom Techniker abgelitet werden will.
    (s.a. Hindenburg) wer kann schon Arbeiten wenn ihm ständig Blitze aus den Fingern bzw. Metallhandschuhen zucken ;)


    AchJa: der Strom nimmt nicht den einfachsten Weg... der teilt sich auf (Kirchhoffsche Regeln)
    das mit dem einfachsten Weg ist die Stelle wo der Lichtbogen (aka Blitz) einschlägt


    Zitat

    ich schau ja eigentlich nur die Öffis, [....] und dann dieses Volksverdummungszeug


    merkste was?
    Aber eigentlich hats doch deine Bildung gutgetan. Du has dir gedanken darüber gemacht, has versucht es zu verstehen, fragst nach und informierst dich.
    Das in den Massenmedien, egal ob privat oder ÖR nur DIE WAHRHEIT(TM) verbreiten wird ist nicht neu, und wenn man das weiss dann sind sie ganz nützlich und informativ



    Gruss
    Snowfly

  • Um nochmal die ursprüngliche Fragestellung von Post1 zu beantworten:


    Die Klemme dient, wie Kanwas schon gesagt hat, zum Potentialausgleich zwischen Hubschrauber und Hochspannungsleitung. An der Leitung liegt eine Wechselspannung von 300kV mit sich dauernd änderndem Momentanwert an. Der Hubschrauber hat eine gewisse Kapazität zum Erdboden und diese Kapazität ist ebenfalls auf eine gewisse Spannung aufgeladen. Durch den Potentialausgleich wird der Hubschrauber auf die gleiche Spannung gebracht wie die Leitung. Dabei wird seine Kapazität zur Erde entsprechend umgeladen. Dies verursacht den Lichtbogen.
    Nachdem der Potentialausgleich erfolgt ist, liegt über der Anordnung Leitung, Klemme, Hubschrauber und Anzug praktisch gar keine Spannung, weil alle diese Dinge gut leiten und gut leitend miteinander verbunden sind. Daher kann man dort arbeiten.


    Edit: zu langsam gewesen



  • Danke für die Blumen
    hat sich doch gelohnt, die damals als "Strebermedien" angesehenen Sendungen anzusehen.


    EDITH sagt:
    Jetzt kommt mir langsam, in dem Sinne ist also der Hubschrauber ein riesiger Kondensator mit einer Kapazität von etwa 13µF

  • nachdem in dem Thread alle schreiben die keine Ahnung haben melde ich mich hier auch mal.... ;)


    Bingo, und gleich mit der richtigen Antwort ;)


    Zitat

    Während der Arbeit erzeugt der Rotor nen haufen statischer Elektizität die halt auch nicht vom Techniker abgelitet werden will. (s.a. Hindenburg) wer kann schon Arbeiten wenn ihm ständig Blitze aus den Fingern bzw. Metallhandschuhen zucken ;)


    Das ist nämlich "des Pudels Kern". Metallhandschuhe brauchen die Jungs aber nicht.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Doku auch schonmal gesehen habe, aber die dortige Begründung für den Metallgeflecht-Vollanzug fällt mir nicht mehr ein. Sobald der Potentialausgleich gemacht wurde, ist er IMHO eigentlich nicht mehr notwendig. In Deutschland wird der Heli nur benutzt, wenn unwegsames Gelände vorherrscht, man also vom Boden nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand an die Leitung kommt.

  • Der Potentialausgleich ist IMMER notwendig, weil wir da paar kV WECHSELspannung haben ;)


    Außer der Bub schraubt ausnahmsweise an ner Gleichstromleitung rum - aber die gibts glaubich nur in Südafrika. Und selbst da wird der Rotor, wie bereits geschrieben, ein gut Teil Ladung in die Luft verteilen.

  • BESUPREME:
    wie an die Luft verteilen? IMHO wird der Rotor durch die reibung eher Ladungen trennen und sich so selbst auf ein paar kV aufladen.
    Mit der Wechselspanung hast du natürlich recht.


    Ich hab auch mal gehört dass die Wartung der Stromleitungen gerne mit Heli gemacht wird weil es billiger ist als irgendwo in der Prärie ein riesen Gerüst aufzubauen und hin und her zu schieben, ausserdem ist bei der Heli methode ein Spannungsfrei schalten nicht nötig, mit Gerüst allerdings schon.

  • BESUPREME:
    wie an die Luft verteilen? IMHO wird der Rotor durch die reibung eher Ladungen trennen und sich so selbst auf ein paar kV aufladen.


    Der Helikopter hat nach Potentialausgleich schon bis zu 300kV (nur 300kV eigtl? oder 300kV*Sqrt'2' Peak?) der wird so oder so seine Ladung über seine große Oberfläche an die Luft ableiten. das bissien durch Reibung kann imho vernachlässigt werden.
    Gerade an den Stellen die sehr eckig sind wie die Enden des Rotors ist die elektrische Feldstärke sehr hoch (Corona-Effekt) und läd Teilchen in der Luft auf. Da nur theoretische 100% trockene Luft nicht leitet wird es immer zu einer Entladung kommen. Schon alleine der Ruß (Kohlenstoff - klasse Leiter) in der Luft wird das eine oder andere Elektron abtranzportieren.