LED Kantenbeleuchtung Panels für Filmbeleuchtung

  • Hallo,


    ich studiere Kamera and der Filmhochschule in Berlin und drehe oft mit entsprechend kleinen Budgets. Es gibt zwar inzwischen eine ganze Reihe
    LED Lampen die speziell zur Beleuchtung von Filmen hergestellt wurden allerdings kann ich mir die Ausleihe dieser nur selten leisten.
    Ich würde mir daher gerne einige LED Panels selbst bauen. Da ich mich in diesem Bereich noch kaum auskenne und während meiner Recherche
    häufiger auf dieses Forum gestoßen bin habe ich mich nun angemeldet und bin gespannt auf eure Meinungen, Anregungen, Ideen und am wichtigsten
    natürlich auf eure Kritik.


    Meine Idee sind einige 30cm x 30cm große Kantenbeleuchtete LED Panels die in 2cm x 2cm starken Aluminiumstrebenprofilen eingefasst sind.
    Dadurch lassen sich die einzelnen Panels am Set einfach zu größeren leuchtenden Flächen, Würfeln oder abhängig von dem zu beleuchtenden Motiv
    zu weiteren Formen kombinieren. Durch die Kantenbeleuchtung sind sie nur 2cm tief und lassen sich beispielsweise flach unter die Decke anbringen
    ohne ins Bild zu kommen. Bei den Aluminium Profilen denke ich an das System von Bosch Rexroth. Die LED Leisten oder Bänder werden entweder direkt in einen der Schächte geklebt und das Plexiglas in die 6mm Nut gesteckt oder falls das aus Hitze oder Platzgründen nicht funktioniert in einem aufgesetzten Einfassprofil angebracht.Das Plexiglas von PLEXIGLAS® LED EndLighten T mit polierten Kanten und auf der Rückseite mit Spiegelfolie beklebt erscheint mir für die Platten sinnvoll. Wegen der 6mm Nut des Aluminiumprofils und aus Gewichtsgründen dachte ich an 6mm Stärke. Nun bin ich in erster Linie auf der Suche nach geeigneten Leisten oder Bändern. Möglichst enge Dioden erscheinen mir aufgrund der Kantenbeleuchtung wichtig. Über ein einstellbare Farbtemperatur sollten sie auch verfügen. Meine bisherige Recherche hat mich auf drei Hersteller gebracht.


    Litegear (http://store.litegear.com/category_s/2001.htm)
    Yuji (http://store.yujiintl.com/coll…al-cct-ribbon-120led-2835)
    LED Studien (http://shop.led-studien.de/de/…armweiss-kaltweiss-12v-5m).


    Der nächste Punkt ist die Stromversorgung und die Controller. Gleichzeitig bin ich mir noch unsicher welche Kabel ich verwenden sollte. Im Moment erscheinen mir 4 Pol XLR Kabel am besten da sie nicht so anfällig sind. Ich habe mal eine Liste meiner Kriterien erstellt:


    - Ein TLCI Wert über 90 in jeder Farbtemperatur (Der CRI Wert reicht in meinem Fall zur Beurteilung der Farbwiedergabe nicht aus da sich gerade die beim Film wichtigen Hauttöne durch die 8 Testfarben schwer einschätzen lassen. Da ich häufig vorhandenes Kunst oder Tageslicht in die zu beleuchtenden Szenen einbeziehe es also mit hohen CRI´s, Ra´s oder TLCI´s zu tun haben fällt es natürlich besonders auf wenn die LED´s nicht mithalten…)
    - Ein einstellbarer Bereich der Farbtemperatur zwischen 3200K und 5600K (Ideal wäre natürlich ein noch größerer Bereich aber mit diesem kann ich in 95% der Fälle arbeiten)
    - Die Panels sollten dimmbar sein (Stufenlos muss es nicht sein dafür wäre es super wenn gerade der schwache Betrieb fein einzustellen ist)
    - Die Panels sollten flickerfrei sein (Bis zu Bildraten von 200/sek reicht für meine Zwecke völlig aus)
    - Die Dimmer/Farbtemperatur Kontroller sollten über Funkfernbedienung (Am liebsten eine für viele Kontroller) oder über Wifi und entsprechende Iphone App angesteuert werden.
    - Um die Panels in Kombination nutzen zu können ohne unnötig Kabelsalat zu erzeugen sollten sie einfach in Reihe zu schalten sein.
    - Unter Einbezug der anderen Kriterien natürlich ein möglichst hoher Output...


    Das ist natürlich eine ganze Menge aber vielleicht kann mir ja der ein oder andere in einem der Punkte weiterhelfen.


    Vielen lieben Dank, ich bin gespannt!


    David

  • 90% der gebräuchlichen Dimmer haben ein 8bit (0-255) Spektrum - gerade bei geringen Helligkeiten lässt das stark zu wünschen übrig. Wenn du es schaffst an 10bit (0-1023) zu kommen ist das schon bedeutend besser. Ich persönlich kenne da jetzt aber keinen konkreten Dimmer (ich baue/programmiere meine selbst).
    Eine einstellbare Farbtemperatur bedeutet in der Regel: Es gibt 3200K und 5600K (in deinem Fall) LEDs auf einem Streifen, die separat über einen 2-Kanal Dimmer angesteuert werden.


    Bist du dir mit den 200Hz sicher? Wobei das wohl keinen großen Unterschied macht: Hochwertige 10bit Dimmer werden wohl auch mit höheren Frequenzen arbeiten, "wenn schon, denn schon" :D


    Wegen LEDs würde ich mich bei Shinesky (http://xskled.en.alibaba.com/p…9/Dual_CCT_LED_Strip.html) umschauen, je nach Menge bestücken die die Streifen auch mit anderen LEDs, und das sogar vergleichsweise günstig (wenn du nichts passendes findest, dann schick ihnen ne Email, Kommunikation funktioniert recht gut.)

  • Hallo Fakrae,


    das mit den 10bit Dimmern ist ein guter Tip da werde ich mich mal umschauen. Bei Shinesky habe ich auf Anhieb keine LED Streifen mit hohem TLCI gefunden ihnen aber eine eMail mit Anfrage geschrieben.


    Danke für deine Hilfe!


    David

  • Beim TLCI ist es wichtig zu wissen, dass dieser für typische 3-Chip-HD-Fernsehkameras (entsprechend EBU-Normkamera) entwickelt wurde. Dafür ist die Aussagekraft des TLCI recht gut. Zumindest wenn sich die Hersteller an die EBU-Norm gehalten haben. Jedoch gibt es immer Abweichungen - selbst zwischen den Modellen ein und desselben Herstellers.


    Für typische Filmkameras (1-Chip Großformatsensor) ist die Aussagekraft des TLCI sehr beschränkt. Andere Verfahren wie CRI2012 würden sich hier anbieten, aber da fehlt mir noch die Erfahrung.


    Einstellbare Farbtemperatur (sprich Bi-Color) ist ansich eine schöne Idee. Leider habe ich schon viele, auch sehr teure Bi-Color-Panels namhafter Hersteller gesehen, die einfach generell einen Farbstich Richtung Grün oder Magenta haben. Die Farbtemperatur kann man dann einstellen wie man will - der Farbstich bleibt, da dieser auf der anderen Farbachse liegt. Farbtemperatur stellt ja nur die Position auf der Blau-Orange-Achse ein. Die Grün-Magenta-Achse im Farbraum bleibt davon unberührt. Hier helfen nur RGBW-Lösungen.

  • Hier helfen nur RGBW-Lösungen.


    Und sobald du die benutzt ist dein CRI, egal was jetzt für einer, völlig im Eimer - selbst wenn die weißen LEDs einen Stich haben ist das immernoch um Klassen besser als mit RGB rum zu pfuschen.


    Abgesehen davon ist zwar die Farbtemperatur möglicherweise nur von blau/orange abhängig (das weiß ich nicht) - der CRI ist es aber auf keinen Fall, sprich wenn die CRI gut ist, darf es eigentlich auch keinen Stich geben, egal ob der Hersteller jetzt viel Geld dafür verlangt oder nicht. Auch namhafte Hersteller verkaufen teilweise minderwertige Ware für Premium-Geld. Deswegen eben nicht nur eine einstellbare Farbtemperatur sondern auch die beiden Grund"farben" (sind ja beides Arten von Weiß^^) müssen jede für sich einen guten CRI haben.

  • Und sobald du die benutzt ist dein CRI, egal was jetzt für einer, völlig im Eimer - selbst wenn die weißen LEDs einen Stich haben ist das immernoch um Klassen besser als mit RGB rum zu pfuschen.


    Wie kommst Du darauf bzw. worauf ist das begründet? Gerade der R9-Wert ist beim CRI bei vielen LEDs schlecht. Hier kann man durchaus mit Rot etwas machen. Schwieriger wird es im Cyan-Bereich, denn es gibt kaum LEDs um 480nm und da ist bei vielen eine Lücke.


    Ich spreche da aus Erfahrung, weil ich zumindes im Normlichtbereicht schon einige Entwicklungen gemacht habe und weiß, dass es sehr schwer war, passende LEDs in Kombination zu finden. Wir hatten zum Schluss 6 verschiedene LEDs im Einsatz.

  • Wenn du (zu Recht) auf die Farbwiedergabe größten Wert legst, dann ist Enlighten zur Lichtverteilung einfach für den A...!
    Du strahlst ins Plexi seitlich ein, hast also relativ große Wege, die das Licht im Material zurücklegen muß. Wenn also das Plexi einen Farbstich verursacht, verreißt du dir den guten Wert der LEDs.
    Außerdem schluckt Enlighten viel Licht und Kratzer, die mit der Zeit nicht ausbleiben werden, werden anders ausgeleuchtet und fallen sofort auf.
    Ich würde flächige LED Module mit kalt- u. warmweißen LEDs, gleichmäßig über die Fläche verteilt, nehmen. Entweder gefrostetes Plexi, oder wenn da die Farbwidergabe von schlechter wird (Versuch mit kleinem Stück), dann hochtransparentes Plexi besorgen, einseitig abkleben und die 2. Seite vorsichtig, von jemand, der damit Erfahrung hat, sandstrahlen lassen. Die Gesandstrahlte Seite nach innen, zu den LEDs montieren, da anderenfalls sich von außen Dreck in die rauhe Oberfläche setzt und du die nur sehr umständlich putzen kannst. 60iger Körnung sollte passen, mit dem Strahldruck und der Entfernung muß man experimentieren. Erfahrung deshalb, weil das Plexi beim sandstrahlen leicht überhitzt und weich wird. Und wenn die Strahlkörner im Material stecken bleiben, ist das Käse!
    PWM und Film sind auch zwei Dinge, die nicht so richtig zusammenpassen. Wenn du vielleicht mal Hochgeschwindigkeitsaufnahmen oder was in der Richtung machen willst, spätestens dann fällt dir PWM auf die Füße.
    Versuche wirklich analog über den Strom zu dimmen ;)

  • Wie kommst Du darauf bzw. worauf ist das begründet? Gerade der R9-Wert ist beim CRI bei vielen LEDs schlecht. Hier kann man durchaus mit Rot etwas machen. Schwieriger wird es im Cyan-Bereich, denn es gibt kaum LEDs um 480nm und da ist bei vielen eine Lücke.


    Ich spreche da aus Erfahrung, weil ich zumindes im Normlichtbereicht schon einige Entwicklungen gemacht habe und weiß, dass es sehr schwer war, passende LEDs in Kombination zu finden. Wir hatten zum Schluss 6 verschiedene LEDs im Einsatz.


    Da habe ich es wohl etwas zu stark formuliert. Natürlich KANN man das schon machen, aber gerade wenn er stark auf's Budget schaut ist es unwahrscheinlich, dass auch die notwendige Ausrüstung vorhanden ist um die tatsächlich notwendige Einstellung so genau hin zu bekommen, dass danach noch ein guter objektiver Farbwert dabei raus kommt, vorallem mit RGBW "von der Stange". Mit Augenmaß kommt man wohl in Regionen > CRI90 nicht mehr weit.

  • Vielen Dank für eure bisherigen Antworten! Die Kantenbeleuchtung würde in meinem Fall zum einen Sinn machen da ich pro Panel nicht so viel Licht brauche. Um ein Hintergrundbeleuchtetes Panel gleichmäßig auszuleuchten müssten die Streifen allerdings relativ eng angeordnet sein und entsprechend viele bräuchte ich pro Panel. Zum anderen möchte ich möglichst flache Panels bauen und um die Highlights bei einem Hintergrundbeleuchteten Panel verschwinden zu lassen ist ein größerer Abstand nötig. Ich habe mir allerdings einige Muster von Plexiglas Enlighten und Plexiglas LED bestellt um beide Varianten auszuprobieren. Sollte die Ausbeute der Kantenbeleuchteten Variante zu gering sein und es tatsächlich zu Farbverschiebungen kommen würde ich natürlich zur Hintergrundbeleuchtung übergehen. Die Kalibrierung von RGBW Streifen mit meinen Mitteln ist ein berechtigter Einwand und ich freue mich über jeden Vorschlag wie man das angehen könnte. Ich habe zwar einen Colourmeter mit dem sich die Temperatur und Magenta/Grün Verschiebungen von Kunstlicht und HMI messen lassen allerdings funktioniert er nicht mit LED... Reizvoll ist die Idee natürlich schon wenn ich mir vorstelle neben der Temperatur alle möglichen Farben mischen zu können denn Farbfolien sind auch nicht gerade billig und gerade bei Nachtszenen oft gefragt...

  • Hi David,
    die seitliche Einstrahlung ist auch bei Filmleuchten ein bewährtes Mittel. Eventuell kennst du die ROSCO Litepads. Hat jeder größere Verleiher im Programm.


    PWM ist ebenfalls typisch bei Filmleuchten. Über 95% aller Hersteller arbeiten mit PWM. Auf Anhieb fällt mir nur SUMOLIGHT ein, die tatsächlich auf PWM verzichten und über direkte Stromregelung dimmen. Praktisch alle anderen Hersteller setzen auf PWM mit hohen Frequenzen, da es exakter ist und keinerlei Farbverschiebungen verursacht. Wo man Controller im kHz Bereich herbekommt, müsste ich allerdings auch erst recherchieren.


    Zum CRI: Im Filmbereich ist der CRI mittlerweile kaum mehr als probates Wertesystem für Farbqualität akzeptiert. Das hat verschiedene Gründe. U.a. den, das der CRI für das menschliche Auge entwickelt wurde und Kamerasensoren Farben oft anders wahrnehmen. Im Bereich Fernsehkameras (3-Chip) setzt sich der TLCI durch. Für Filmkameras (1-Chip) ist es schwieriger.


    Eine RGBW-Lösung wird dir gute Farbqualität liefern, wenn die weißen LEDs auf der RGBW-Lösung ein gutes Spektrum mitbringen, sprich zumindest Double-Phosphor einsetzen. Ein CRI>90 weißt gewöhnlich darauf hin, ist aber keine Garantie. Die RGB-LEDs in der Lösung ergänzen dein Spektrum und erlauben eine Feineinstellung der Farbe. Wichtig ist eben, dass RGB das Spektrum nur ergänzt und nicht dominiert! Viele Film- und Eventlichthersteller arbeiten so. Für ARRI hae ich z.B. die LED-Zusammensetzung des LoCasters entwickelt, der mit WWGB arbeitet. Also warmweiß, grüne und blaue LEDs. Kein Rot! Auch das funktioniert, wenn die weißen LEDs dominieren und ein gutes Spektrum mitbringen. Ergänzt man Blau und Grün kann man kaltweißes Tageslicht einstellen, dann in jedem Fall nochmal bessere Farbwiedergabe hat, als nur das warmweiß. Blau und Grün verbessern auch hier das Spektrum der weißen LEDs noch einmal.


    Zur Messung/Kalibrierung: Größere Verleiher sollten mittlerweile kleine Spektrometer im Angebot haben. Du bist ja nicht der erste, der das Problem mit CT-Messgeräten und LEDs in der Branche erkannt hat ;) Verbreitet ist z.B. UPRTek. Versuche das bei einem größeren Verleiher zu bekommen (ARRI, FGV, ...) und damit deine Leuchte einzustellen. Am Set wirst du feststellen, dass du dennoch immer mal wieder korrigieren musst, da eben die Kamera oft nicht das sieht, was z.B. das UPRTek (oder andere Spektrometer) sehen. Über RGBW hast du aber immer die Kontrolle.