Testergebnisse: LEDs auf Starplatine mittels Paste auflöten

  • Hallo,


    ich hatte ja angefragt, wie Eure Erfahrungen damit sind. Das hat mich dann zu eigenen Tests ermutigt.
    Vor Fittinglötpaste kann ich nur warnen! Da diese Bleifrei ist, ist vermutlich ihr Schmelzpunkt so hoch, das man von Hand die Temperatur nicht hinreichend gut einhalten kann, so das die LEDs dadurch irreparabel geschädigt werden! Man sieht das die Stars vom Chinesen wesentlich früher anfangen zu glitzern (bleihaltig), als die Paste schmilzt.
    Der erste Test sah gut aus. Subjektiv waren sie etwas dunkler, als beim Test mit dem Durchgangsprüfer beim Auflöten.
    Das böse Erwachen kam dann im Einsatz. Ich hatte dazu noch den Fehler gemacht, das ich optimistisch war und die Starplatinen auf mein Kühlprofil genietet hatte :cursing:
    Die an der KSQ in Reihe geschalteten LEDs flackerten jede anders, zeitweise fielen auch welche aus, die nach einigen Minuten wieder angingen. Kurioserweise hatten etliche LEDs in beide Richtungen einstellige Ohmwerte.
    Wie kann so ein Fehler zu Stande kommen? Wenn die LED niederohmig ist, kann sie doch nicht mehr leuchten? Maximal noch thermisch, aber dann ist sie nicht mehr kaltweiß :P Jedenfalls habe ich schweren Herzens die Nieten wieder aufgebohrt, die LEDs auf dem Ceranfeld wieder abgesammelt und die Starplatinen mit dem Lötkolben und Entlötlitze gereinigt. 13 LEDs gucken sich jetzt die Tonne von innen an. Nennt sich vermutlich Lehrgeld <X
    Den nächsten Versuch machte ich dann mit preiswerter bleihaltiger Lotpaste von TME: http://www.tme.eu/de/details/e…en-pasten/ag-termopasty/#
    Da die Paste ums Verrecken nicht durch die mitbestellte Kanüle wollte, tupfte ich einfach einen dünnen Punkt über alle 3 Pads (Zuleitungen und Thermopad) und setzte die LED auf die Paste auf. Die Paste schmolz wesentlich schneller, als die Fittingpaste :D
    dabei konnte man gut beobachten, wie sich die LEDs auf den Pads auf dem flüssigen Lot ausrichteten. 1x hatte ich eine, die schnippte seitlich, so das die nur auf 2 Pads saß. Mit einem leichten Stups mit der Pinzette war auch das korrigiert.
    Beim Probelauf auf dem Kühlkörper kam dann die Erleichterung. Alle LEDs strahlten hell und ohne das ominöse Flackern. Auch nach einem mehrstündigen BurnIn volle und gleichmäßige Helligkeit. Auch die Flusspannungen passten und es gab Sperr- und Durchlassrichtung :)
    Löten mittels spezieller Lötpaste auf dem Ceranfeld ist also durchaus machbar :thumbup:

  • Also ich habe bisher alle SMD-LEDs mit bleifreier Paste gelötet - war überhaupt kein Thema.
    Alter 2-Platten-Herd, darauf eine Aluplatte zur Wärmeverteilung. Dann darauf die Platinen kurz drauf, die richten sich auch mit bleifreier Paste wunderbar aus, zittern kurz und sind dann verlötet.

  • Laut Datenblatt und Lötprofil der Toshiba LEDs http://www.semicon.toshiba.co.…t&lang=en&pid=TL1L3-DW0,L
    verkraften sie 260°C für 30 Sekunden. Der Schmelzpunkt der Fittinglötpaste wird laut Sicherheitsdatenblatt mit 230-250°C angegeben. http://www.geniatec.de/fileadm…enberger/45225_ROSOL3.PDF
    Das ist verdammt nahe dran! Ich fasse solche Dinge sonst eher als Empfehlungen auf und Bauelemente stecken eigentlich auch vieles weg. In meinem Fall hat "aus dem Handgelenk" aber nicht geklappt.
    LSn63 dagegen hat einen Schmelzpunkt von 183°C. Ganz abgesehen davon habe ich mit dem als Flussmittel in der Fittinglötpaste verwendeten Zinkchlorid Bauschmerzen, es als Rückstand auf der Leiterplatte zu haben. Da kann ich ebensogut mit Lötfett löten :rolleyes:
    Zum Verzinnen von selbstgeätzten Leiterplatten und anschließendem Abspülen und Trocknen vor der eigentlichen Bestückung, wie in einigen Foren empfohlen, könnte ich mir eine Verwendung von Fittinglötpaste dagegen durchaus als sinnvoll vorstellen.

  • Soweit ich weiß sind Fittingspasten keine Eutektika, d.h. sie haben einen höheren und nicht so klar definierten Schmelzpunkt (schön zu sehen im Phasendiagramm eutektischer Lote), sondern werden graduell "flüssiger". Da kann es schon mal sein, dass man den richtigen Zeitpunkt verpasst. Bei eutektischen Legierungen (z.B. das übliche Sn62Pb38) ist zum einen die Schmelztemperatur die niedrigstmögliche für Legierungen derselben Komponenten und zum anderen erfolgt die Verflüssigung instantan:
    (Quelle)
    Im Diagramm ist horizontal die Konzentration von Zinn in einer Zinn-Blei Legierung aufgetragen und auf der vertikalen die Temperatur. Den eutektischen Punkt sieht man im Diagramm dort wo die liquide Phase (L) direkt an die feste Phase (bzw Phasengemisch) \alpha + \beta grenzt. Wenn man nach links oder rechts, d.h. eine andere Legierungszusammensetzung, abweicht, gibt es einen Bereich zwischen Liquidustemperatur (alles flüssig) und Solidustemperatur (alles fest) markiert mit \alpha+L bzw \beta+L.


    Wikipedia hierzu


    EDIT: Im von dir verlinkten Datenblatt macht mich auch stutzig, dass deine Paste HCl also Chlorwasserstoff ausgast. Sobald das in Berührung mit Wasser kommt - also zum Beispiel auf der Haut oder in den Augen - entsteht daraus Salzsäure...