Das "Fast" möchte ich als Elektroniker so unterschreiben. Es gibt aber auch ein paar Anwendungsgebiete, in denen die LED schlicht nicht einsetzbar ist. Backöfen zum Beispiel aufgrund der Temperatur, oder Räume, in denen elektromagnetische Störsignale unerwünscht sind (die man aufgrund der billig-Netzteile meist zuhauf hat). In U-Bahnen gibt es auch regelmäßig Probleme mit den T8-Retrofit. Die Störlichtbögen der Bahnen belasten die Elektronik und es kommt immer mal wieder zum Flackern der Beleuchtung. In der Industrie gibt es diese Probleme auch. Wenn ein großer Frequenzumrichter anspringt, fängt die Disko an. Es gibt hier im Süden noch heute große Unternehmen, die bewusst auf die klassische T5 bzw. T8 setzen.
In der Tierhaltung ist auch noch ein Schlupfloch für altbewährte Lichttechnik. HID Beleuchtung stellen ein sehr schönes Lichtspektrum, das von Infrarot bis Ultraviolett nahezu alles abdeckt was Terrarientiere eben so benötigen. Entsprechende LED-Lösungen gibt es nicht serienreif und sind, wenn es sie denn mal als Kleinserie gibt, extrem teuer oder haben einen extremen Blaupeak. Gleiches gilt für Wärmequellen in Form von Infrarotlampen.
UV-C LED Lösungen zur Wasserdesinfektion sind in serienreifem Stadium auch Mangelware bis unbezahlbar.
Das im Konsumentenbereich die altbewährten Fassungen übernommen wurden, wundert mich wenig. Schließlich würden andernfalls sehr viele vor Problemen stehen und zurecht Anstoß daran nehmen. Gleichfalls finde ich es aber auch schade, dass man sich zum Beispiel bei Beleuchtungen für Parkplätze, Hallen etc. lieber für fest verbaute Elemente entschied, als auf einen gemeinsamen Standard bei dem Module getauscht werden können im Sinne der Reparierfreundlichkeit. Vorschaltgeräte, die in einen E14 Sockel oder eine GU10 verbaut sind, sind nun auch nicht gerade technisch der große Wurf. Wärmestau, EMV Probleme (Wenn die Gemeinde am Sportplatz die LED-Fluter anschaltet, hat das Vereinsheim und die beiden naheliegenden Wohnhäuser kein WLAN mehr ) und oft geringe Lebensdauer. Meine letzten verbliebenen, sieben GU10 Halogen von Paulman habe ich 2014 gekauft. Davon ist seither eine kaputt gegangen. Im gleichen Zeitraum sind mir 15 LED Retrofit verstorben, die deutlich weniger Betriebszeit hatten.
Das Zögern bei KFZ ist im Grunde ja schon diskutiert worden. Die alte Technologie gibt ihren Lichtstrom nahezu gleichmäßig auf 360° ab, die Scheinwerfer sind entsprechend konzipiert. Bei LED ist das eben anders und da wird auch zurecht lange hinterfragt. Schließlich wird der Gegenüber geblendet und nicht der, der sich die Teile im eigenen Auto verbaut. Es gibt ja schon länger Retrofits für H4 und H7, ich habe die auch schon gesehen. Die Ergebnisse waren zwischen bescheiden und für den Gegenverkehr gefährlich. Zumindest im Bereich Abblendlicht / Fernlicht. Warum man bei Blinker, Brems- und Standlicht nicht anders verfährt, sei dahin gestellt.
Was die EU, und die anderen Industrienationen, in meinen Augen aber vollkommen verpennt haben ist, die Hersteller entsprechend in die Verantwortung zu nehmen. Dazu gehört nicht nur eine deutlich längere Gewährleistung (nicht verwechseln mit Garantie!), sowie einer regelmäßigen Anpassung an die Mindestanforderungen einer Baugruppe. Auf uns rollt eine riesige Lawine Elektroschrott zu, die noch keiner so recht kommen sehen will, und mit Recycling wird es bei Platinen deutlich schwieriger als bei den alten Lampentechnologien. Im Baumarkt finden sich nach wie vor Leuchtmittel die 70-85 Lumen pro Watt liefern, nicht selten mit minderwertigen Netzteilen, die einen höheren Blindstromanteil als Wirkstromanteil haben und in der Masse das Netz unnötig belasten. Zusätzlich zu Störsignalen durch die Netzteile kommt dann oft die teils sehr kurze Lebensdauer. Lobbyismus ist eben nicht immer für alle positiv...