Fachkräfte werden nicht auf Unis "gezüchtet". Was Besseres, als die kindliche Neugier als Eltern fördernd zu begleiten, gibt es kaum.
Das kann man gar nicht genug betonen, völlig richtig.
Ich bin auch der Meinung, daß das heutige Sicherheitsbewußtsein absurd übertrieben ist und gesamtgesellschaftlich gravierende Schäden produziert.
Beispiel: In den 60er Jahren hat man noch völlig offene Schaltanlagen gebaut. Das einzige Stück "Verkleidung" war die Bedientafelseite, alle anderen fünf Seiten waren völlig offen. In die spannungsführenden Schienen reingreifen (oder gar reinfallen) war in keiner Weise abgesichert.
Heute werden solche Anlagen hermetisch gekapselt gebaut ungewollt reingreifen geht praktisch nicht, man möchte meinen daß Elektrounfälle an solchen Anlagen nicht mehr möglich sind.
Dennoch korreliert die Anzahl der Unfallereignisse mit dem Grad der Sicherheitsentwicklung: Bei immer höheren Sicherheitstandards immer mehr E-Unfälle, auch solche mit Todesfolge.
Die Sicherheitsmechanismen verdrängen den Respekt vor den Gefahren.
Hier hab ich ein Bild einer solchen Anlage gefunden. Nein, da fehlt keine Verkleidung, das wurde mal tatsächlich so betrieben, allerdings ist das ein ziemlich breiter Durchgangd, ich hab auch schon deutlich schmalere gesehen. Man beachte die spannungsführenden Cu-Schienen in Türsturzhöhe und links im Bild. Störlichtbogen -> keine Chance.
[Blockierte Grafik: https://www.buerki-electric.ch/wp-content/uploads/2015/11/referenzen_wkw-thun_061-1140x640.jpg]
Ansonsten: Meine ersten(!) Gehversuche in der E-Technik hab ich an Netzspannung gemacht und selbstverständlich empfehle ich das niemals weiter. Aber ich brauchte damals ein kräftiges Netzteil um meine Flugmodellakkus zu laden und damals hab ich in meinem Physikbuch gerade entdeckt wie ein Transformator funktoniert und so kam eins zum anderen. Mein Endziel damals war übrigens ein Netzteil mit 12V/30A-Ausgängen. Damals völlig utopisch, wurde mir auch gesagt, hab ich nur nicht glauben wollen, aber heute hab ich das Fachwissen für solche Projekte (allerdings die Zeit hab ich leider nicht mehr).
Und ja, ich hab auch mal eine gezwirbelt bekommen weil ich am Trafo löten wollte und vergessen habe, die Spannung abzuklemmen. Allerdings hat mich dieser Vorfall ebenfalls hochgradig pingelig gemacht was Sicherheit angeht.
Was ich sagen will: Laß deinen Sohn da ruhig seine Erfahrungen machen. Greife NICHT ein wenn seine Schaltung abfackelt, wenn du was tun willst sorge vorher für eine feuerfeste Umgebung.
Ein Labornetzteil mit galvanischer Trennung vom Netz und Strombegrenzung (gemeinhin als Labornetzteil bekannt) sind zum Basteln prima. Wenn er mit Akkus rumbaut-laß ihn das tun. Wenn er sich 100W vorgenommen hat-laß ihn tun, der Mensch braucht Ziele im Leben und nur wer sich Großes vornimmt kann auch Großes erreichen. Wenn so eine Zelle abfackelt...kann mal passieren, wie gesagt: Feuerfeste Umgebung. Es reicht schon wenn nichts hochgradig brennbares in der Nähe steht, und eine Lüftungsmöglichkeit sollte gegeben sein.
Eigentlich ist das wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte. Man kann das Kind warnen, oder auch nicht. Aber nichts ist schlimmer als die Helikoptereltern, die ihr Kind lieber in einen Käfig sperren damit es keinen Kratzer abbekommt.
Ich persönlich finde, gute Eltern warnen ihr Kind vor der heißen Herdplatte. Wenn das Kind dennoch ranpatschen will lassen sie es machen und sorgen schonmal für kaltes Wasser.
Wer noch nie vom Baum gefallen ist, sich noch nie mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hat, sich noch nie mit dem Fahrrad so richtig auf die Fresse gelegt oder ähnliches erlebt hat...hatte als Junge einfach eine beschissen trostlose Kindheit.
Aber genug der theoretischen Pädagogik, du hast ja um praktische Tipps gebeten. Da wären:
- Mache dir fürs erste zwei Grundlagen klar. Die sind wichtig, um die nachfolgenden Punkte zu verstehen. Lerne über das ohmsche Gesetz, und (noch wichtiger) Parallel - und Reihenschaltung insb. von Energiequellen. Du mußt die Formeln nicht auswendig können oder irgendwas berechnen können, es langt völlig wenn du die qualitativen Zusammenhänge verstehst.
- Keine Gesamtspannung von mehr als 40V (Kleinspannung geht offiziell bis 50V), vor allem bei der Zusammenschaltung mehrer Akkus.
- Keine Spannung mit Netzpotential. Also entweder Netzteile mit galvanischer Trennung oder Akkus.
- Und die schon mehrmals erwähnte möglichst brandlastfreie Umgebung.
Für Ängstliche als weitere Beruhigung (nach meiner Meinung vielleicht sinnvoll, jedoch nicht notwendig) könnte man noch Zellen mit mittlerer Kapazität verwenden. 100W bekommt man auch mit 1.000mAh-Zellen hin, die liefern die 100W halt nur nicht so lange wie Zellen mit 3.500mAh.
Noch etwas: Lass dir von deinem Sohnemann mal zeigen was er da baut. Und stelle Fragen. Was passiert, wenn du dieses Bauteil entfernst und jenes umdrehst...
Kleiner Tipp für deinen Sohnemann:
http://www.dieelektronikerseite.de
Da kann er vieles lernen.